Kryptowährungen scheinen sich gerade als ernsthafte Alternative zu traditionellen Währungen zu etablieren. Weshalb? Weil riesige Unternehmen wie Facebook, mit der eigenen Währung, dem Libra-Coin, sich daran machen, eine ernsthafte Alternative zu bisherigen Zahlungsmitteln darzustellen. Egal, ob es sich um Dollar, Euro oder dem Britischen Pfund handelt.
Diese Situation und die immer größere Verbreitung von teilweise etablierten Kryptowährungen, wie den Bitcoin, rufen ganze Länder auf den Plan, ebenso tätig zu werden in diesem Bereich. Verschiedenste Staaten denken darüber nach, oder sind überhaupt schon in der Fertigstellung eigener Länder-Coins, die an die jeweilige Währung gekoppelt sein sollen.
Wir sehen uns in diesem Blogartikel an, welche Entwicklungen hier in naher Zukunft anstehen. Gleichzeitig beleuchten wir die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, dass verschiedene Staaten kooperativ an der Erschaffung einer Kryptowährung arbeiten sollen.
Kryptowährungen kurz vor dem Durchbruch
Ganze zehn Jahre hat es gedauert, dass der Bitcoin, die Mutter aller Kryptowährungen, an den Börsen New York und Stuttgart unter staatlicher Kontrolle, gehandelt werden kann. Die Bemühungen der jeweiligen Behörden zeigen, dass die Kryptowährungen immer mehr das Image des Nischenphänomens ablegen und als ernsthaftes Investitionsobjekt gesehen werden. Natürlich gilt dies nicht für alle Coins, doch beinahe täglich werden es mehr ernstzunehmende Gegner am Markt.
Damit wird jedoch gleichzeitig eine neue Ära der Geldpolitik eingeläutet. Wie wichtig Kryptowährungen bereits sind, zeigt die Blockchain-Strategie der Bundesrepublik Deutschland, welche vom Bundeskabinett bereits abgesegnet wurde. Darin wurde kürzlich beschlossen, dass der Entwicklung eines eigenen Bundes-Coins höchste Priorität eingeräumt wird.
Hintergrund dieser Strategie ist sicherlich die aufkeimende Konkurrenz von Facebook und Co. Mit einem an den Euro gekoppelten Bundes-Coin, hätte Deutschland die Möglichkeit, eine ernsthafte Alternative im Kryptosegment anzubieten. Diese würde vornehmlich im Online-Handel zum Zug kommen. China, beispielsweise, beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Kreation einer Kryptowährung, die an die eigene Währung gekoppelt ist.
Auch andere Nationen in Afrika möchten am Kryptosegment partizipieren, doch nicht vorrangig deshalb, weil sie eine Alternative zu Facebook darstellen wollen, sondern, um die Korruption im eigenen Land in den Griff zu bekommen, was durch die Transparenz der Blockchain möglich ist.
Die Blockchain ist universal – wie sieht es mit supranationalen Kooperationen aus?
Nachdem Kryptowährungen in vielen Ländern ein Thema ist, könnte man auf die Idee kommen, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam an einem internationalen Projekt zu arbeiten, welches das Ziel hat, eine gemeinsame Kryptowährung zu erschaffen. Doch würde solch eine Kooperation überhaupt Sinn machen?
Ich bleibe hier skeptisch. Es sind einfach zu viele offene Fragen, die erst beantwortet werden müssen, bevor an solch eine Kooperation überhaupt gedacht werden kann.
Zu Beginn müssten die Staaten sich klar darüber werden, wie die Ausrichtung der neuen Währung sein soll. Welchen Zweck sollte sie vorrangig erfüllen? Dabei kommen die Bedürfnisse verschiedener Regionen der Welt ins Spiel.
Die Blockchain-Technologie darf nicht die Fehler der etablierten Währungen wiederholen
Die Situation ist sehr ähnlich wie beim Euro, wo immer wieder darauf hingewiesen wird, dass dieser für Griechenland oder Italien zu “hart” ist. Diese Länder haben einfach andere Voraussetzungen in der wirtschaftlichen Ausrichtung als Deutschland oder Österreich und bräuchten demzufolge auch eine anders ausgerichtete Währung. Eine Währung auf Blockchain-Basis hat die selben Herausforderungen zu meistern. Im Falle von Afrika und Europa hat man es mit noch größeren Differenzen zu tun, als dies schon innereuropäisch der Fall ist. Europa benötigt ein völlig anderes Geldsystem als andere Regionen der Erde. Es ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass bereits bei der Ausrichtungsdebatte keine Einigung erzielt werden kann.
Finanzexperten sind sich sicher: Diskussion mehr als überreif
Die zunehmende Durchdringung unseres Lebens durch Kryptowährungen macht es notwendig, in eine fundierte wirtschaftliche und geldpolitische Diskussion einzusteigen. Das Erschaffen einer Kryptowährung ist ein mehr als komplexes Projekt, an dem sowohl die Politik, sowie Wirschaftsexperten oder Finanzexperten und Techniker an einem Strang ziehen müssen. Dazu muss es einen grundlegenden Konsens darüber geben, wie die geldpolitische Zukunft aussehen soll. Was sind die Bedürfnisse der einzelnen Staaten und der Menschen, die in ihnen leben? Dies ist ein Prozess, welcher nicht von heute auf morgen zu Ende sein wird. Umso wichtiger ist es, diese Diskussion sehr schnell in Gang zu setzen, denn die Blockchain-Technologie stellt eine fantastische Möglichkeit dar, die
Wirtschaftswelt zu revolutionieren.
Blockchain-Regulation ein Muss
Die staatliche Regulation der Kryptomärkte ist unumgänglich, wenn sie als Zahlungs- oder Wertaufbewahrungsmittel ernst genommen werden möchten. Glücklicherweise wurde genau dies Ende September an der Intercontinental Exchange in New York in die Realität überführt. Der Bitcoin-Handel ist somit erstmals unter staatlicher Aufsicht möglich. Dies schafft Sicherheit und Vertrauen in diese noch so junge Währung, die vor einem Jahr wie aus dem Nichts erschien.
Diese staatlichen Regulierungen werden den Kryptowährungen nicht schaden, im Gegenteil, sie werden sogar von ihnen profitieren. Digitale Währungen verlieren mit einem Schlag den Beigeschmack des Kriminellen und werden der breiten Masse der Anleger – man denke nur an die Finanzkraft der institutionellen Anleger – immer leichter zugänglich.
Kryptowährungen bahnen sich ihren Weg
In Wahrheit ist ein anderes Vorgehen auch gar nicht möglich, von Seiten der Staaten. Denn würde man Kryptowährungen verbieten, würde dies erst Recht viele Menschen dazu veranlassen, eben unreguliert weiter zu handeln in diesem Segment. Alles, was verboten wird, weist einen gewissen Reiz auf für Menschen. Viel klüger ist daher dieses Vorgehen der Regierungen. Durch die staatliche Legalisierung – verboten waren Kryptowährungen ja nie – können die Staaten ihre eigenen Coins als ernsthafte Alternative zu Bitcoin, Libra und Co. lancieren. Ein sehr kluger Schachzug.
Die Kryptowährung “Libra-Coin”
In den letzten Monaten wehte dem Projekt des eigenen Coins von Mark Zuckerberg ein äußerst rauer Wind entgegen. Verschiedene Investoren und
Kooperationspartner verließen das digitale Boot. Dennoch möchte Facebook Libra zur Geburt verhelfen.
Wie auch immer die fertige Währung dann auch aussehen mag, ihr Potential ist gewaltig, wenn man sich die zwei Milliarden User von Facebook vor Augen führt. Dies sind Ausmaße, welche einer wirtschaftlichen Supermacht gleichkäme. Dieses Projekt und dessen Auswirkungen dürfen auf gar keinen Fall unterschätzt werden.
Genau deshalb ist eine tiefgehende Diskussion mehr als überfällig. Hoffentlich folgen noch weitere Regulationen, sodass ein etwaiger Schaden von der Weltwirtschaft abgewendet werden kann.
Fazit
Als Finanzexperte sehe ich vor allem die Chancen der Kryptowährungen. Diese scheinen den Kinderschuhen entwachsen und machen sich daran, unseren Geldalltag zu revolutionieren.
Noch hat weder die Politik noch die Wirtschaft endgültige Antworten darauf gefunden, wie diese sinnvoll in unser Leben integriert werden können. Eines ist für mich als Finanzexperte klar: Staatliche Regulation ist der produktive Boden, auf welchem diese Währungen wachsen und einen Mehrwert für alle Beteiligten liefern können. Das Vertrauen, welches dadurch entsteht, können Regierungen in weiterer Folge, bei der Erschaffung eigener Kryptowährungen nutzen und damit eine neue Epoche der Geldpolitik einläuten. Dann haben wir die Qual der Wahl, welche Zahlungsformen wir verstärkt nutzen möchten und welche nicht.